Ethikindex statt Leistungsbilanz mit Zahlen und Fakten?

1. V+ GmbH & Co. Fonds 1 KG

Zum Zweck der Gesellschaft heist es im Prospekt:

(...)
§ 2 Gesellschaftszweck
(1) Zweck der Gesellschaft ist die Verwaltung eigenen Gesellschaftsvermögens durch Erwerb, Halten, Verwaltung und Veräußerung von bereits bestehenden Beteiligungen an anderen Unternehmen, die im Bereich des venture capital tätig sind. Die Gesellschaft kann derartige Beteiligungen insbesondere an Kommanditgesellschaften eingehen.
(...)

Nach Angaben auf Seite 47 des Fondsprospektes gibt es im Prospekt deswegen keine Prognose über Ausschüttungen, weil die Investitionsziele am 27.12.2005 noch nicht feststanden. Wortwörtlich heist es da:

(...)
Die Fondsgesellschaft kann weitere Einnahmen durch die Wiederveräußerung von Unternehmensbeteiligungen, durch Gewinnausschüttungen von Beteiligungsunternehmen oder durch Zinserträge einer zu bildenden Liquiditätsreserve in Höhe von 10 % des einbezahlten Gesellschaftskapitals erzielen. Die Höhe und der Zeitpunkt dieser Zuflüsse sind gegenwärtig nicht prognostizierbar. Diese Einnahmen der Fondsgesellschaft, die nicht aus Einlagen der Gesellschafter oder Anleger resultieren, werden aus diesem Grund im nachfolgenden Überblick über die Finanzierung der Gesellschaft nicht berücksichtigt.
(...)

Es kann sich also kein Anleger darüber beschweren keine Ausschüttungene zu bekommen, weil diese im Prospekt noch nicht einmal versprochen wurden. Etwas anderes ergibt sich natürlich dann, wenn die Anlageberater mit Versprechungen über konkrete und sichere Zinsen lockten. Dies wäre nach BGH III ZR 83/06 ein ganz klarer Haftungsfall.

Prognostiziuert sind jedenfalls die Kosten von 22,94% des geplanten Gesellschaftskapitals:

(...)
Für die Fondsnebenkosten ergibt sich folgende Prognose:
In % des von Anlegern eingezahlten Gesellschaftskapitals EUR (49.998.000 EUR)
Vertriebskosten 6,50 % 3.249.870 EUR
Eigenkapitalvermittlungskosten 5,50 % 2.749.890 EUR
Vertriebskoordination 1,16 % 579.976 EUR
Vertriebsabrechnung 1,12 % 559.978 EUR
Initiativleistungsgebühr* 1,85 % 924.963 EUR
Anlegerbetreuung* 1,75 % 874.965 EUR
Vergütung Treuhandkommanditistin*
und Mittelverwendungskontrolleur* 0,93 % 464.981 EUR
Marketingkosten* 3,48 % 1.739.930 EUR
Haftungsvergütung 0,65 % 324.987 EUR
Gesamt 22,94 % 11.469.540 EUR

* inklusive gesetzlicher Umsatzsteuer von derzeit 16 %

.....

Vergütung für geschäftsführenden Kommanditisten 9.000 EUR
Miete 3.000 EUR
Porto, Telefon 25.000 EUR
Laufende Rechtsberatung 18.000 EUR
Steuerberatung, Jahresabschluss 30.000 EUR
Softwarekosten 12.000 EUR
Gesamtkosten, netto 97.000 EUR
zzgl. 16 % USt 15.520 EUR
Gesamtkosten, brutto jährlich 112.520 EUR
(...)

Mit anderen Worten 77,06% der Anlegergelder Gelder sollen Erträge für Anleger in unbezifferterer Höhe erwirtschaften. Dabei ist es verwunderlich, dass einige Anleger den "sicheren Hafen" einer gut verzinsten Lebensversicherung verlassen haben und den Rückkaufswert hier reinvestierten. Scheinbar gibt es doch mehr Spekulanten als man glauben mag.

Die im Bundesanzeiger für das Geschäftsjahr 2012 veröffentliche Fondsbilanz ist dann auch nicht gerade vertrauenserweckend. Von den eingeforderten Kommanditeinlagen von € 14.226.183,24 wurden Finanzanlagen angeschafft in Höhe von € 10.883.480,12. Was diese tatsächlich wert sind, steht in der Bilanz nicht.


2. V+ GmbH & Co. Fonds 2 KG

Zum Zweck der Gesellschaft heist es im Prospekt auf Seiten 90:

(...)
§ 2 Gesellschaftszweck

(1) Zweck der Gesellschaft ist neben dem Erwerb von Direktbeteiligungen an Unternehmen die Verwaltung eigenen Gesellschaftsvermögens durch Erwerb, Halten, Verwaltung und Veräußerung von bereits bestehenden Beteiligungen
an Beteiligungsgesellschaften im Bereich des Venture Capital, die sich ihrerseits an Beteiligungsunternehmen beteiligen. Die Gesellschaft kann derartige Beteiligungen insbesondere an Kommanditgesellschaften eingehen. Die Direktbeteiligungen können in sämtlichen geeigneten Rechtsformen, wie beispielsweise durch Übertragung von Geschäftsanteilen oder Einräumung von Genussrechten, erfolgen.

(...)


Zu grundsätzlich erzielbaren Ausschüttungen heist es lediglich auf Seiten 122 aktualisierend:

(...)
Im Gegensatz zu herkömmlichen Bankanlagen (z.B. Sparbuch, Festgeld) fließen eben aus einer derartigen unternehmerischen Beteiligung keine festen Zinsen, sondern (soweit diese entstehen) Gewinnanteile, von erworbenen Beteiligungen. Wichtig ist insbesondere, dass die Fondsgesellschaft grundsätzlich keine Ausschüttungen vornimmt, wenn Gewinne lediglich in Höhe von weniger als 20.000 EUR erzielt werden. Zudem werden die Gewinne dadurch in ihrer Höhe beschränkt, dass nicht die gesamten Erlöse, die auf der Ebene der Fondsgesellschaft ggf. dadurch entstehen, dass erworbene „Erst-“ oder „Zweit“ marktbeteiligungen der V+ GmbH & Co. Fonds 2 KG veräußert werden oder bei dem Anfall von Gewinnausschüttungen bei der V+ GmbH & Co. Fonds 2 KG entstehen, zur Gewinnberechnung herangezogen werden können. Hierzu verweisen wir auf die Einzelheiten bezüglich der in Abzug von den Erlösen zu bringenden erfolgsabhängigen Vergütung der Komplementärin und des Anlageausschusses.
(...)

Prognostiziert sind folgende einmalige und lfd. Kosten auf Seiten 82 des Prospektes:

(...)
Für die Fondsnebenkosten ergibt sich folgende Prognose:
In % des von Anlegern eingezahlten Gesellschaftskapitals EUR (99.998.000 EUR)

Vertriebskosten 6,75 % 6.750.000 EUR
Eigenkapitalvermittlungskosten 5,75 % 5.750.000 EUR
Vertriebskoordination* 1,79 % 1.790.000 EUR
Vertriebsabrechnung* 1,55 % 1.550.000 EUR
Initiativleistungsgebühr* 2,01 % 2.010.000 EUR
Vergütung Treuhandkommanditistin* 0,67 % 670.000 EUR
Marketingkosten* 2,98 % 2.980.000 EUR
Haftungsvergütung* 0,76 % 760.000 EUR
Vergütung Anlageausschuß* 1,19 % 1.190.000 EUR
Gesamt 23,45 % 23.450.000 EUR

* inkl. gesetzlicher USt. von derzeit 19 %, aufgerundet auf volle 1.000 EUR

....
Prognose:
Vergütung für geschäftsführenden Kommanditisten 18.000 EUR
Miete 12.000 EUR
Porto, Telefon 80.000 EUR
Laufende Rechtsberatung 30.000 EUR
Steuerberatung, Jahresabschluss 45.000 EUR
Softwarekosten 18.000 EUR
Anlegerbetreuungskosten 180.000 EUR
Mittelverwendungskontrollkosten 70.000 EUR
Gesamtkosten, netto 453.000 EUR
zzgl. 19 % 86.070 EUR

Gesamtkosten, brutto jährlich 539.070 EUR
(...)

Nur 76,55 % der Anlegergelder stehen für Investitionen zur Verfügung.

Jens Reime - Anwalt für Bank- & Kapitalmarktrecht

Rechtsanwalt Jens Reime
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