Die Kanzlei Reime hat den Emissionsprospekt Premicon - Kreusfahrt - Schiffsfonds „Viktoria" und „Poetry“ gutachterlich überprüft.
Es ergaben sich folgende erhebliche Prospektfehler:
1. Negative Entwicklung der Pool- und Schwesterschiffe in 2004
Die Prospektaufstellung erfolgte nach dem 04. August 2004 (Fassung Gesellschaftsvertrag).
Zu diesem Zeitpunkt waren die Schwester- und Poolschiffe der Fonds „Kreuzfahrtschiffe 2003“ und „Kreuzfahrtschiffe 2004“ mitten in der Hauptsaison (April bis Oktober).
Diese Saison verlief für die Schwester-/Poolschiffe allerdings wenig erfreulich, wie der
Premicon Leistungsbilanz 2004 zu entnehmen ist. Angesichts der Tatsache, dass die prognostizierten Ausschüttungen von Premicon im Prospekt an einigen Stellen als „sicher“ dargestellt werden, ohne den Prognose-Charakter zu betonen, hätten die zu erwartenden unterplanmäßigen Ergebnisse der Schwester- und Poolschiffe im Jahr 2004 unserer Ansicht nach erwähnt werden müssen.
2. Risiko durch Wettbewerb mit HochseekreuzfahrtschiffenIm Prospekt wird der Flusskreuzfahrtmarkt als ein Wachstumsmarkt beschrieben mit geringen/keinen Risiken von Überkapazitäten und großen Chancen, insbesondere durch die demografische Entwicklung. Zwar werden in der Übersicht der „Chancen und Risiken“ auch die Risiken einer negativen Marktentwicklung genannt, allerdings werden Gründe, warum es zu einer negativen Entwicklung des Flusskreuzfahrtmarktes kommen könnte, nicht, oder nur ansatzweise erläutert. Es wird damit der Eindruck erweckt, dass eine mögliche negative Entwicklung nur „theoretisch“ möglich sei, es aber praktisch dafür keine Anhaltspunkte gebe.
Die Chancen einer positiven Entwicklung und eines Nichteintritts der Risiken werden hingegen mit vielen Informationen ausführlich beschrieben.
Ein Risiko bestand beispielsweise in dem Boom des Hochseekreuzfahrtmarktes. Hochseekreuzfahrten sprechen eine ähnliches Klientel an und stehen somit im Wettbewerb zu Flusskreuzfahren. Auch wenn im Flusskreuzfahrtmarkt keine Überkapazitäten zu erwarten waren, so können Überkapazitäten im Hochseekreuzfahrtmarkt direkte negative Auswirkungen auf den Flusskreuzfahrtmarkt haben.
Ein weiterer Nachteil des Flusskreuzfahrtmarktes ist dessen Einseitigkeit. Der Großteil der Schiffe befährt das Gebiet Rhein, Main und Donau.
Die Prospektdarstellung des Flusskreuzfahrtmarktes ist insgesamt sehr positiv.
Im Prospekt wird der Eindruck erweckt, dass der Flusskreuzfahrtmarkt chancenreich ist, insbesondere durch die demografische Entwicklung.
Dabei bestanden durchaus Risiken, beispielsweise durch den Wettbewerb mit der Hochseekreuzfahrt.
3. Eigenkapitalvermittlungs-Kosten größer 15%Die Kosten/Provisionen für die Eigenkapitalvermittlung liegen nach unserer Berechnung bei 16,19% des Eigenkapitals (inkl. Agio) und waren damit aufklärungspflichtig.
4. Provisionen / Vergütungen unklarAus den Prospektangaben ist nicht ersichtlich, wer Empfänger der Kaufpreis-Nebenkosten ist. Insbesondere die Empfänger der Vergütungen für die Bauaufsicht und Maklerkosten sind nicht ausgewiesen. Es ist möglich, dass Premicon oder Tochtergesellschaften der Premicon AG Empfänger dieser Vergütungen sind.
5. Beförderungs- und Hotel- und Gastronomieservice Verträge unklarEs wurden mehrjährige Beförderungsverträge mit zwei internationalen Reiseveranstaltern geschlossen, außerdem Hotel- und Gastronomieservice Verträge mit G&P Hotels Cruises.
Allerdings geht aus den Prospektangaben nicht hervor zu welchen Konditionen diese Verträge abgeschlossen wurden. Es wird lediglich erwähnt, dass sich nach Poolung Jahreseinnahmen von brutto rund EUR 3,48 Mio. ergeben (S.46; S.48). Aus diesen Angaben geht nicht hervor, ob die Schiffsgesellschaften durch die Poolung der Einnahmen einen Nachteil oder Vorteil erfahren. Also ob die Beförderungsverträge höher dotiert sind, als die prognostizierten Einnahmen aus den Poolverträgen. Bei Einnahme-Poolverträgen besteht immer ein Risiko von Querfinanzierungen.
Premicon vertritt nicht ausschließlich die Interessen der Schiffsgesellschaften des Fonds „Kreuzfahrtschiffe 2005“, sondern auch die Interessen weiterer Premicon Schiffsfonds.
Premicon wird ein Interesse an einer homogenen wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Fonds haben und einer Glättung von Abweichungen gegenüber den jeweiligen Prospektprognosen.
Das Risiko eines Interessekonfliktes durch die Poolung beschreibt Premicon nicht.
6. Positive Flottenprognose nicht ausreichend fundiertPremicon sieht in der Flottenentwicklung wenige/keine Risiken, aber umso mehr Chancen. Es finden sich im Prospekt leider keine fundierten Prognosen zur Flottenentwicklung.
Die von Premicon beschriebenen positiven Aussichten bzw. geringen Risiken durch die Flottenentwicklung hätten anhand konkreter Zahlen besser fundiert werden können.
Folgen
Im Ergebnis kann vom Vorliegen von Prospektfehlern ausgegangen werden. Den Anlegern stünden demnach gegenüber den Prospektverantwortlichen Prospekthaftungsansprüche zu.
Entsprechende Vorbereitungen für Sammelklagen werden derzeit in der Kanzlei Reime getroffen.
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